„Mach dein Handy nicht zur Waffe!“

Hauptkommissar Guido Wilke klärt Jahrgangsstufe 7 & 8 über Gefahren im Netz auf

„Wie lerne ich im Netz Leute kennen?“ – mit dieser scheinbar harmlosen Frage begann Hauptkommissar Guido Wilke seinen Vortrag über „Gefahren im Netz“ vor den Siebt- und Achtklässlern des Arnold-Janssen-Gymnasiums. Was zunächst wie eine alltägliche Situation klang, entwickelte sich schnell zu einer erschütternden Geschichte.

Ein elfjähriges Mädchen glaubte, online mit einem 16-jährigen Fitnesstrainer aus München zu schreiben – sympathisch, sportlich, attraktiv. Doch das Foto war gefälscht, der Filter perfekt, die Geschichte erfunden. „Das ist ja Quatsch! So was gibt es ja gar nicht“, dachte manch einer im Publikum. Doch genau solche Fälle passieren – auch hier, in unserer Region.

Wilke las aus der Originalakte vor: Die Handynummer wurde zurückverfolgt. Der vermeintliche Teenager war in Wahrheit ein 76-jähriger Mann, bei dem später Festplatten mit bedrückendem Material gefunden wurden – darunter auch intime Aufnahmen des Mädchens. Ähnliche Fälle, so der Hauptkommissar, gebe es in unmittelbarer Nachbarschaft – Kinder, zwölf, elf Jahre alt.

Mit eindringlichen Worten erklärte Wilke, wie Cybergrooming, Sextortion und Cybermobbing funktionieren. Sextortion, also Erpressung mit intimen Bildern, sei inzwischen „ein Phänomen durch alle Altersstufen hindurch“. Fälle aus dem Kreis Steinfurt zeigten, dass solche Taten auch direkt vor unserer Haustür geschehen. Aus Ermittlungsakten zitierend schilderte Wilke, wie Täter Opfer unter Druck setzen, indem sie damit drohen, private Aufnahmen zu verbreiten, falls Forderungen nicht erfüllt würden. In einem Fall eskalierte der Druck so weit, dass die Bilder später in der Klasse auftauchten.

Auch rechtliche Konsequenzen sprach Wilke offen an: „Kann ich als Kind überhaupt angezeigt werden?“ Ja, das kann man. Für die Polizei sei das Alter zunächst egal – jede Anzeige wird aufgenommen, das Jugendamt informiert. Ein Jugendarrest über ein ganzes Wochenende sei durchaus möglich. Und wer 14 Jahre oder älter ist, bekomme einen Eintrag, der später Folgen haben könne – etwa, wenn man als Trainer:in, Jugendleiter:in oder Erzieher:in arbeiten wolle.

Nach diesen eindringlichen Worten wandte sich Wilke wieder direkt an seine jungen Zuhörer:innen. Denn nicht nur Täter, auch Mitwissende oder schweigende Zuschauer tragen Verantwortung. Ein zentraler Appell Wilkes lautete: „Das ist kein Petzen – das ist Zivilcourage.“ Wer in WhatsApp-Gruppen beleidigende oder strafbare Inhalte sehe, müsse Verantwortung übernehmen. „Ihr wollt nicht in Gruppen sein, in denen Straftaten geschehen.“

Gegen Ende seines eineinhalbstündigen Vortrags positionierte sich Wilke auch allgemein zum Thema Handynutzung an Schulen: „Schulen, die ein striktes Handyverbot haben, berichten oft von entspannteren Schülerinnen und Schülern, die ihr Handy gar nicht mehr im Schulalltag vermissen.“

Mit zahlreichen realen Fällen, Originaldokumenten und dem eindrucksvollen Video „Mach dein Handy nicht zur Waffe!“ hinterließ der Hauptkommissar bleibenden Eindruck bei den Jugendlichen – und sorgte für viele nachdenkliche Gesichter.

Zum Abschluss dankte Ruth Janning als stellvertretende Schulleiterin dem Referenten herzlich für seinen eindrucksvollen Beitrag:

„Fälle wie diese passieren auch hier. Wir können froh sein, dass wir an einer Schule sind, die hinsieht – und dass wir Schülerinnen und Schüler haben, die aufmerksam sind und bei Problemen den Mut haben, etwas zu sagen. Der Vortrag zeigt aber auch, dass wir am AJG mit unseren neuen Handyregeln auf einem guten Weg sind.“

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Einladung an Eltern und Erziehungsberechtigte

Für Eltern bietet das AJG eine weitere Gelegenheit, sich auch aus Erwachsenenperspektive mit den „Chancen und Risiken der digitalen Welt“ auseinanderzusetzen: Expertenvortrag mit Hauptkommissar Guido Wilke am 19. November 2025 um 18:30 Uhr in der Aula des AJG. (Eine Anmeldung ist über die Schulhomepage möglich.)

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