Ende November fand am Arnold-Janssen-Gymnasium in Neuenkirchen wieder ein Expertenvortrag für Eltern statt. Als Referentin stellte Frau Tanja Gellermann, Sensitiv Coach und Heilpraktikerin für Psychotherapie, aus Havixbeck interessante Aspekte zum Thema „Hochsensibilität bei Kindern und Jugendlichen vor“. Angesprochen wurden die Eltern der Klassenstufen 5-7 und mit 30 Anwesenden war die Veranstaltung trotz der widrigen Witterungsbedingungen gut besucht.
Frau Gellermann berichtete zunächst über ihren persönlichen Werdegang, der geprägt war durch eigene Erfahrungen als –wie sie dann erfuhr –hochsensibler Mensch. Die Informationen zu dieser Wahrnehmungsbegabung, wie Frau Gellermann dieses Phänomen lieber bezeichnet, haben ihr selbst Entlastung und Verständnis für einige individuelle Besonderheiten geschenkt, da sie durch diese (neue) Brille viele eigene Alltagssituationen, Herausforderungen und Reaktionsmuster für sich und in ihrem Familienkontext neu einordnen und damit einen leichteren Umgang finden konnte.
Hochsensibilität gilt nicht als Krankheit, Störung oder Syndrom, sondern wird als eigenständiges Persönlichkeitsmerkmal bewertet. Das bedeutet aber auch, dass es keine Diagnose oder Therapien gibt, deren Kosten übernommen werden. Aber Frau Gellermann siehtin dem Temperament der Hochsensibilität auch positive Aspekte, da Hochsensibilität auch als Potenzial und Begabung betrachtet werden kann. Die Referentin sensibilisierte die Anwesenden in ihrem 2,5-stündigen Vortrag dafür, dass es vor allem darum geht, die besonderen Eigenschaften hochsensibler Menschen kennen-und verstehen zu lernen. Auf dieser Basis könne dann ein entsprechender Umgang mit den Kindern oder sich selbst gefunden werden.
Als hochsensibel gelten aktuellen Forschungen zur Folge ca. 30% der Bevölkerung; Jungen und Mädchen gleichermaßen. Obwohl man im klassischen Sinn ja nicht von einer Diagnostik sprechen kann, helfen verschiedene Kategorien bzw. Persönlichkeitsmerkmale, in denen hochsensible Kinder und Jugendliche überproportional häufig Besonderheiten zeigen, bei der Einordnung, ob eventuell eine Hochsensibilität vorliegt. Im Internet sind verschiedene Fragebögen zur Selbsttestung verfügbar, die da eine Orientierung geben.
Um diese Wahrnehmungsbegabung zu verstehen, durften die Zuhörer einen kurzen Ausflug in medizinisches Hintergrundwissen machen. Dann ging die Referentin aber schnell auf den Alltag einer hochsensiblen Person ein, was die Zuhörer sofort zu Fragen und interessierten Rückmeldungen animierte.
Frau Gellermann gab zu den verschiedenen Situationen und Herausforderungen im Alltag immer auch nachvollziehbare praktische Beispiele und bot Ideen für Lösungsmöglichkeiten an. Diese wurden vom Publikum äußerst interessiert aufgenommen. Während des gesamten Vortrages und dem sich anschließenden, angeregten Austausch wurde sehr deutlich, wie präsent und relevant diese Wahrnehmungsbegabung im Alltag und Schulalltag ist, da sie z.B. Einfluss auf das Verstehen und Bearbeiten von Aufgabenstellungen hat, aber auch eine für die Außenwelt unerklärliche „Überreaktion“ in bestimmten (sozialen) Situationen nachvollziehbarer machen kann. Daher waren sich alle Anwesenden einig, dass weitere Aufklärung über dieses Phänomen und die damit einhergehenden Persönlichkeitsmerkmale und Besonderheiten dringend notwendig ist. Frau Gellermann betonte hier, dass sie schon viel mit Kitas und Grundschulen zusammenarbeite und sie sich sehr gefreut habe, dass das AJG als erstes Gymnasium für einen Vortrag zu diesem Thema auf sie zugekommen sei.

Die verwendeten Folien, die sowohl helfen können, das Phänomen besser zu verstehen, als auch Hinweise und Erklärungen zu den Persönlichkeitsmerkmalen und Umgang mit diesen geben, stehen allen Interessierten auf der Homepage von Frau Gellermann als e-Book zur Verfügung (https://www.wahrnehmungsbegabt.de, Reiter: „Ressourcen“ –Büchlein). Die Homepage gibt ebenfalls Auskünfte über weitere Termine und Seminare der Referentin.

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