🎶 „We will miss you“ 🎶 – Ehre, wem Ehre gebührt!
Verabschiedung von 7 Urgesteinen des AJG
Schon von Weitem war es aus einem schönen Biergarten in Emsdetten zu hören: lang anhaltender Applaus, rhythmisches Klatschen und der Gesang im Chor „We will, we will miss you!“ (engl.: Wir werden Euch vermissen). Es war das Finale und der Dank eines Kollegiums zur Verabschiedung von sieben Lehrer-„Urgesteinen“ des Arnold-Janssen-Gymnasiums. Keine leichte Aufgabe, wenn man bedenkt, dass es darum ging, 240 Jahren geballter Berufserfahrung gerecht zu werden und das vielseitige Wirken der Pädagogen Revue passieren zu lassen.
Die „letzten Rebellen“ im Porträt
Schulleiter Meinolf Dörhoff war sich der Bedeutung dieses Tages bewusst, als er einleitend die Gruppe der sieben Pensionäre als „AJG-DNA“ oder auch als die „letzte Generation der einstigen AJG-Rebellen“ bezeichnete, die über Jahrzehnte das Gymnasium geprägt haben.
Detlev Elbers
Seine Laudatio begann der Schulleiter mit Detlev Elbers, der als Mathe- und Erdkundelehrer im August 1990 ans AJG kam. Von Anfang an war zu spüren, so Dörhoff, dass sein Herz für die Schüler:innen schlug. Über 27 Jahre setzte er sich in der SV für die Interessen der Schülerschaft ein. Dies zeigte sich beispielsweise bei den Fahrten nach Geeste, wo im Austausch mit der SV, den Klassensprechern sowie der Schulleitung Demokratie gelebt und über die Entwicklungen des AJG aus Schülersicht diskutiert wurde. Aber auch Menschen in Not waren ihm stets ein großes Anliegen. So übernahm er federführend die Ghana-AG und sammelte Spendengelder beim Sponsorenlauf, dem Würstchen- , Kuchenverkauf oder auch der Autowasch-Aktion. Aber auch die Geselligkeit und der Spaß durften bei Elbers nie zu kurz kommen. Unzählige Skifahrten nach Tschagguns begleitete er und unterstützte Thomas Uphoff so tatkräftig bei der Organisation. Das berufliche Wirken wurde stets von viel Liebe begleitet. Der Schulleiter wünschte dem Globetrotter und Marco Polo des AJG in seinem Art-Car, das von Schülern just wunderschön gestaltet wurde, alles Gute und Gottes Segen. Der Pensionär bedankte sich und resumierte: „Ich bin dankbar, dass ich 32 Jahre meinen Traumberuf leben durfte.“
Matthias Haselier-Bartlett
Nun trat die stellvertretende Schulleiterin Ruth Janning ans Rednerpult. Sie wollte Matthias Haselier-Bartlett ihre Wertschätzung ausdrücken. Als Lehrer der Fächer katholische Religion, Philosophie und Sozialwissenschaften arbeitete er seit 1989 am AJG. „Ein Lehrer braucht Liebe zum Kind und zu seinem Fach“, habe der Pädagoge immer betont. Diesem Leitgedanken sei Haselier-Bartlett selbst stets gerecht geworden. Neben seiner fachlichen Ausrichtung professionalisierte der Neu-Pensionär seine Fähigkeiten im Bereich der Beratung durch seine Ausbildung zum Beratungslehrer und Lerncoach. Seit 2008 übernahm er am AJG die Funktion der Ausbildungskoordination und wurde seitdem allseits als ABBA sehr geschätzt. Sein Engagement für die Demokratie und die Menschenrechte zeigte sich unter anderem auch in der Amnesty-AG, die er 25 Jahre betreute. Sein scharfer Verstand zeigte sich, wenn er die Schulentwicklung mit kritischen Anmerkungen begleitete. Das Kollegium – so die Fachschaften – werde seine Reflexionsgabe im Diskurs bei Konferenzen vermissen. Nicht nur bei Generationen von Schülerinnen und Schülern habe er als „krasse Type“ in seiner ruhigen, besonnenen Art einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Der Pensionär bedankte sich bei dem Kollegium, griff zum Abschied zur Gitarre und sang über die Flüchtigkeit der Zeit: „Im Zug durch den Regen.“
Gudrun Krause-Gressler
Gudrun Krause-Gressler war die Kollegin, die an diesem Tag die längste Zeit am AJG nachweisen konnte. Seit 1979, d.h. seit 43 Jahren, waren das Missionshaus und das Gymnasium ihr Arbeitsplatz. In der Verwaltung bei den Steyler Missionaren angefangen, war sie die Frau der Zahlen und Finanzen und durfte mit jeder Schulleitung auskommen. Alles gelang ihr ohne Fehler. „Ob Abrechnungen, Versicherungen, Rechtsfragen, Frau Krause-Gressler wusste immer Bescheid und die Kasse stimmte“, so Dörhoff. Das Sekretariat und die Verwaltung werden das fachliche Wissen, die berufliche Erfahrung, aber auch die soziale Kompetenz der Ruheständlerin sehr vermissen. Die Neuenkirchnerin schaute auf spannende Jahre ihrer beruflichen Heimat zurück und wollte einfach nur „Danke“ sagen für gemeinsame Projekte, die vertrauensvolle Zusammenarbeit, die Frauenfahrten, die Freundschaften und vieles mehr. Am Ende stellte sie fest: „Ich habe immer für diese Schule gebrannt.“
Maria Kleinitz
Als nächstes reihte sich Maria Kleinitz in die Runde der Pensionärinnen ein. Zu ihr fiel Ruth Janning das Zitat ein; „Wenn Menschen eine tragende Rolle einnehmen, dann ist das, was sie tun, von großer Bedeutung. Es bedeutet, dass man auf deren Tätigkeit aufbauen kann wie auf einem Fundament.“ Die stellvertretende Schulleitung hob hervor, dass Maria Kleinitz für das AJG Bedeutsames geleistet habe. Neun Jahre habe sie selbst als Schülerin das AJG besucht, um dann als Lehrerin 32 Jahre hier zu wirken. Mit der Facultas für die Fächer katholische Religion und Französisch engagierte sie sich in diesen Bereichen leidenschaftlich. So organisierte sie über lange Jahre den Frankreichaustausch und die Fahrten nach Paris. Stets lag ihr die französische Sprache sehr am Herzen. Aber auch die Gestaltung von Frühschichten und Auszeiten gehörten zu ihren Vorhaben. 2013 übernahm sie schließlich die Mittelstufenorganisation. Dieser Altersstufe fühlte sich Maria Kleinitz immer besonders verbunden. Auch die Schulentwicklung wurde von ihr entscheidend mitgeprägt. Das kulturelle Profil der Schule war ihr stets ein besonderes Anliegen. So gab es kaum ein Konzert, eine Ausstellung oder kulturelle Veranstaltung am AJG, die sie nicht selbst besucht hätte. Als Mensch hinterlasse sie Spuren aufgrund ihrer Gradlinigkeit, Zuverlässigkeit und vorbildlichen Haltung.
Die Fachschaften in Französisch und Religion unterstrichen das Gesagte und betonten, dass sie immer „wie eine Löwenmutter“ für jedes einzelne Kind gekämpft und nie weniger als 100 Prozent gegeben habe. Die Pädagogin selbst bedankte sich für das Vertrauen in ihre Arbeit, das Wohlwollen, Verständnis und die Unterstützung aller und endete mit den Worten aus den Lied Marc Forsters: „Es wird nie mehr sein, wie es war. / Ich bin weg, au revoir.“
Harald Lohmann
29 Jahre berufliche Tätigkeit hat Harald Lohmann am AJG vorzuweisen. Nach sieben Jahren an einer Waldorfschule kam er nach St.Arnold. Schnell zeigte sich auch hier sein Organisationstalent, so der Schulleiter. Der Englisch- und Religionslehrer arbeitete sich zudem nachhaltig in das Fach Informatik ein. „Seine Arbeitsweise war immer höchst effizient und seine Einstellung nie missmutig“, stellte Dörhoff fest. Anzuerkennen sei, dass Harald Lohmann den modernen Technologien sehr zugewandt war und dafür sorgte, dass das AJG immer als fortschrittlich und modern galt. Er baute professionelle Auftritte als Schul-Homepage und Plattformen in Social Media auf. Öffentlichkeitswirksam gestaltete er zudem auch die Printmedien der Schule. Er arbeitete als Journalist, wenn er professionelle Fotos machte und über die Ereignisse ausführlich berichtete. Neben seiner Aufgabe in der erweiterten Schulleitung waren ihm darüber hinaus die Betreuung der Referendare und der Israelaustausch wichtig, den er einige Jahre begleitete. „Für Harald Lohmann“, bemerkte Dörhoff anerkennend, „war es mehr eine Profession als ein Beruf.“ Der Englischlehrer zeigte sich sichtlich gerührt und beschrieb zwei beeindruckende Momente in seiner Karriere, die ihm gezeigt hätten, wie positiv eine Schule wie das AJG auf Schülerbiographien Einfluss nehmen könne. Nun aber freue er sich auf den Ruhestand und hoffe darauf, dass man Udo Jürgens Glauben schenken dürfe, der da meint: „Mit 66 Jahren fängt das Leben an!“
Gerlinde Wilmsmeier
Gerlinde Wilmsmeier wurde als Pastorin und Lehrerin für evangelische Religion am Gymnasium in St. Arnold verabschiedet. Bereits 1987 rief Pater Velten als damaliger Schulleiter die Theologin ans AJG. In der ganzen Zeit arbeitete sie zu gleichen Teilen sowohl am Dio in Rheine als auch am AJG. Ruth Janning wusste zu berichten, dass ihre theologische Arbeit im Unterricht immer sehr erfolgreich war. Nicht selten konnte Gerlinde Wilmsmeier Schüler dafür begeistern, in den evangelischen Kirchendienst einzutreten. Feingefühl und gelebte Ökumene zeichneten ihr Wirken aus. Die gute und konstruktive Zusammenarbeit der Konfessionen waren ihr stets wichtig. Im Team mit Michael Diercks war sie ausgebildete Schulseelsorgerin der Schule. Viel Zeit und Liebe habe sie immer in die Vorbereitung der Abiturgottesdienste und Predigten gesteckt. Die Fachschaft Religion verabschiedete die liebe Kollegin mit einer unterhaltsamen Showeinlage, bei dem Martin Luther und der Augustiner Bruder „Ecki“ im kirchlichen Gewand feierlich und mit einem Augenzwinkern das Geschenk, eine Martin-Luther-Rose, überreichten. Die Pastorin selbst ließ es sich nicht nehmen, am Ende allen zu danken und mit Blick in die Bibel, Antworten zu finden auf die Frage, wie man den Übergang in den Ruhestand gut meistern könne.
Thomas Uphoff
Thomas Uphoff war zwar an diesem Tag der letzte Pensionär, der laut Programm verabschiedet wurde, doch zeigte die Laudatio, dass Dörhoff bei seinen einleitenden Worten als Vertreter der „letzten Generation der einstigen AJG-Rebellen“ und als Urgestein mit AJG-DNA sicherlich auch Thomas Uphoff gemeint hatte. 36 Jahre habe der Pädagoge – so Dörhoff – zwei Lebenszentren ausgefüllt: die Stadt Emsdetten und das AJG. Stets hatte er einen guten Draht zu den Schülerinnen und Schülern. Lange arbeitete er als SV-Lehrer und begleitete Schulmannschaften zu Wettkämpfen. Absolut herausragend aber sei, dass Thomas Uphoff am AJG den Grundstein für die lange Tradition der Musicals legte. 1989 initiierte er – zusammen mit dem Musik-LK unter der Leitung von Hartmuth Blumenroth – das Vorhaben, mit seinem Literaturkurs, die „Dreigroschenopfer“ von Berthold Brecht aufzuführen. Auf der Bühne in der alten Sporthalle der Schule wurde somit die Jahrzehnte lange Tradition geboren. Zum Durchbruch kam es 1993. Das Musical Oliver nach dem Roman „Oliver Twist“ war das erste Großprojekt dieser Art. Viele weitere Musicals folgten, aufgeführt in mehreren Veranstaltungen in der Stadthalle Rheine. „Die kreative Arbeit Thomas Uphoffs war hier über drei Jahrzehnte maßgeblich“, so Dörhoff. Der Schuleiter schwärmte von der Zeit „AJG im Ausnahmezustand“, die das AJG nach der Coronazeit wieder nötig habe. Die Professionalität und der Enthusiasmus, die Thomas Uphoff in diesen Projekten unter Beweis gestellt habe, waren einmalig. Neben diesen Großereignissen wie der Oldie Revue und den Musicals sei dem Pädagogen aber immer das Miteinander in sozialer Verantwortung wichtig gewesen. Dies habe sich über 27 Jahre bei der Organisation und Durchführung der Tschagguns-Fahrt gezeigt.
Nach dem Dank der Fachschaften meinte Thomas Uphoff selbst, es sei nun wirklich alles gesagt: „Es ist Zeit für ein musikalische Statement!“ Es folgte der Einspieler der Kölner Band Brings und des Refrains zu „Superjeilezick“.
Das Finale des Festprogramms war dann das musikalische Statement des Kollegiums: der Dank an die sieben Pensionäre. Achim Weiler stimmte die Strophen von „Queen“ an, die je Pensionär die wichtigsten Verdienste zusammenfassten. Das Kollegium ergänzte im Chor: „We will, we will miss you!“ Für alle war zu spüren, dieses Versprechen war ernst gemeint: Es wird schwer werden, diese Lücke der 240 Jahre geballter Erfahrung unbemerkt zu schließen.
Münsterländische Volkszeitung
Foto: Lennart Böwering