„Zeigen Sie Haltung – seien Sie Vorbild!“
Ein Elternvortrag zum Thema „Substanzkonsum in der Jugendphase“
Wie können Eltern reagieren, wenn der Verdacht besteht, dass ihr Kind mit Suchtmitteln in Kontakt kommt? Mit dieser drängenden Frage setzte sich ein aufschlussreicher Expertenvortrag am Arnold-Janssen-Gymnasium auseinander. In einer offenen, praxisnahen und zugleich nachdenklich stimmenden Veranstaltung beleuchtete Frau Anna von Wensiersky von der Fachstelle Suchtvorbeugung der Jugend- und Drogenberatung Rheine als Fachreferentin, welche Herausforderungen Jugendliche in der Pubertät meistern müssen – und welche Haltung Eltern dabei einnehmen sollten, um Orientierung zu geben. Eltern der Jahrgangsstufen 7-Q2 wurden nicht nur informiert, sondern aktiv einbezogen, um gemeinsam Antworten auf Unsicherheit, Gruppendruck und Risikoverhalten zu finden.
Nach der Begrüßung in der Aula des bischöflichen Gymnasiums und einem Themenüberblick wurden die anwesenden Eltern sofort aktiv in den Vortrag eingebunden. „Bitte stehen Sie doch beim Alter Ihres ältesten Kindes auf, damit ich Ihre Erfahrungen besser einschätzen kann.“ So kamen sich Frau von Wensiersky und die Anwesenden direkt näher und es stellte sich heraus, dass die Erfahrungen der Anwesenden mit Substanzkonsum Ihrer Kinder nahe beieinander lagen.
„Ihre Kinder befinden sich in den „Wechseljahren“ – so könnte man die Pubertät auch bezeichnen!“ – auf diese Weise leitete die Referentin ein, um die Entwicklungsphasen und Herausforderungen der Jugendlichen dann zu erläutern. Es wurde schnell deutlich, dass die Unsicherheiten und die Risikobereitschaft in dieser Entwicklungszeit auch die Bereitschaft für Substanzkonsum erhöhen. Dabei spielen vor allen Dingen der Wunsch nach Abnabelung vom Elternhaus, aber auch die Anerkennung durch Gleichaltrige eine entscheidende Rolle.
„Was brauchen die Jugendlichen in dieser Phase?“ Diese Frage stand nun um Raum, um dem Publikum ein Handlungskonzept mitzugeben.
„Seien Sie konsequent – sonst haben Regeln keinen Effekt.“ Dies ist die Schlüsselaussage der Referentin. Die Regeln sollten von den Eltern vorher überlegt und kommuniziert werden, damit es nicht in einer akuten Situation zu Diskussionen kommt.
Wie Absprachen dazu aussehen können, wurde am Beispiel des „Vapens“ dargestellt, da die Anwesenden dazu großes Interesse bekundeten. Zunächst wurde aus dem Vortrag klar, dass Vapes (eine Form der E-Zigarette) eine immer größere Bedeutung spielen. Sie sind durch ihre Aufmachung auch schon für junge Jugendliche um die 13 Jahre attraktiv, aber erst ab 18 Jahren zulässig. Dennoch tauchen Vapes an Schulen auf und werden dort auch illegal verkauft. Durch die oft attraktiven Aromen werden diese nicht als „E-Zigarette“ wahrgenommen, enthalten aber in der Regel ebenfalls Nikotin als Substanz. Risiken wie Abhängigkeit und Gesundheitsschädigungen durch die Aerosole und enthaltenen Feinstaub wurden nun anschaulich beschrieben. Hinzu kam der Aspekt der umweltschädlichen Akkus und des Plastiks.
Eine ebenfalls schon früh konsumierte Substanz ist Alkohol, den die Referentin als attraktiv für Jugendliche definierte, da er leicht verfügbar und gesellschaftlich anerkannt ist. Daher gibt es hier eine hohe Rechtfertigung für den Konsum. Aber auch hier gibt es klare Altersbegrenzungen und Frau von Wensiersky appellierte an die Eltern „Zeigen Sie Haltung und seien Sie Vorbild!“
Dieser Appell gilt auch für jeden anderen Substanzkonsum, denn die Jugendlichen müssen einen verantwortungsvollen Umgang lernen und dazu brauchen sie Regeln. Auf Wunsch der Anwesenden gab die Referentin Beispiele wie kein Vapen/Rauchen in meinem Haus, auf meinem Grundstück, kein zusätzliches Geld, klare Regeln für mitgebrachten Alkohol auf Geburtstagsfeiern der Kinder, z.B. die Party beenden, Eltern der entsprechenden Kinder einbeziehen, diese nach Hause schicken, etc. Das Spannungsfeld zwischen der Angst verlorener Anerkennung der Kinder bei deren Gruppen und dem verantwortungsbewussten und erzieherischen Handeln der Eltern ist groß, muss aber ausgehalten werden.
Nachdem auch Risiken und die rechtliche Situation rund um Cannabis noch kurz vorgestellt wurden, gab es Zeit für Diskussionen und Austausch, die rege genutzt wurde. Frau von Wensiersky gab als Rahmen für Gespräche mit Jugendlichen zum Thema Substanzkonsum noch vor „Nein zur Besserwisserei!“, denn dann blockieren die Kinder eher, als dass sie in den Austausch gehen.
Das Fazit, das die erfahrene Referentin den Eltern mitgab, ist „Wenn ich will, dass mein Kind „Nein“ sagt, muss ich auch „Nein“ sagen! Da geht kein Weg dran vorbei! Achten Sie auf sich!“