Planspiel zur Handyproduktion

Religionslehrekurse der Jg. 7 simulieren Wertschöpfungskette bei der Handyproduktion

„Ihr müsst schneller arbeiten! Wir brauchen noch Rohstoffe!“, ruft eine Schülerin. Die Schülerinnen und Schüler der Religionslehrekurse von Frau Biemann-Keuter (Kath.) und Herrn Pfordt (Ev.) erlebten am Arnold-Janssen-Gymnasium eine ungewöhnliche und eindrückliche Unterrichtsstunde: In Form eines Planspiels simulierten die Siebtklässler*innen einzelne Stationen der Wertschöpfungskette bei der Handyproduktion. Die Zeit, die für den aufwändigen Umbau des Klassenraums gebraucht wurde, lohnte sich: An der einen Seite des Raums wurden mehrere Stühle gestapelt, auf denen jeweils Klebepunkte als „seltene Rohstoffe“ lagen und von den Schüler:innen „abgebaut“ werden mussten. Die Stühle sollten nun von dem Stapel genommen  und nacheinander in eine Reihe aufgestellt werden. Durch die immer länger werdende Kette von Stühlen mussten die Schüler:innen kriechen, um bis zum Ende an die „Rohstoffe“ zu gelangen – immer tiefer ging es, immer beschwerlicher der Abstieg in die Mine. Auf der anderen Seite des Raums ging es nicht minder geschäftig zu: Dort simulierten zwei Tischgruppen zwei Produktionsfabriken. Ungeduldig warteten die beiden Schülerinnen in der Rolle der „Fabrikbesitzerin“, dass ihre Arbeiterinnen und Arbeiter ein Bild von einem Handy ausschnitten, sorgfältig einen Code in Spiegelschrift auf das Papier schrieben und die Rohstoff-Punkte aufklebten. Lauthals mussten nun die drei Schülerinnen als „Zwischenhändler“ des Weltmarkts herangerufen werden, damit diese die Handys abkauften und an die „Apfel AG“ weiterverkauften. Die AG prüfte jeweils genau, ob die Handys den hohen Anforderungen entsprachen: Wurde alles sauber geklebt? Wurde der Code ordentlich geschrieben? Dramatisch wurde es, wenn die Handys abgelehnt und kein Geld an die Zwischenhändler und die Fabriken ausgezahlt wurde. Die Schüler versuchten hektisch die Situation angesichts des Wettbewerbsdrucks zu klären. Genervt reagierten die Schüler:innen vor den Mineneingängen auf den Zynismus in der fiktiven Botschaft der „Apfel AG“ an die Minenarbeiter:innen, die Herr Pfordt verlas: „Wir wissen um eure schwierige Lage. Wir hören euch. Wir haben das Problem erkannt und arbeiten an einer Lösung. Habt Hoffnung!“ Am Ende des Planspiels reflektierten die Schüler*innen die Zusammenhänge auf dem Weltmarkt und suchten nach Lösungsansätzen, denn auch wir – so das Lehrerteam – sind Teil eines globalen Systems, in dem sozialen Ungerechtigkeit entsteht. „Es ist schrecklich zu wissen, dass so fürchterliche Ereignisse hinter einem Handy stecken“, meinte Sofia (7a) abschließend.

Benjamin Pfordt (Religionslehrer am AJG)

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2024-10-21T11:26:26+02:00
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