AJG-Geschichtskursus untersucht „Das völkische Westfalen“

Projekt der „Villa ten Hompel“

Wir haben die Bilder aus Washington im Kopf: Der wilde Mob stürmt das Kapitol, Empörung mündet in Aufruhr, die Gewaltbereitschaft gegen die Staatsgewalt wächst. Eine Entwicklung, die nicht nur in den USA zu beobachten ist: Populisten sind weltweit auf dem Vormarsch, Regierungen werden gestürzt, statt sie in rechtsstaatlich geordneten und demokratischen Wahlen zu wechseln. Viele sehen die Demokratie in Gefahr – eine Entwicklung, mit der sich Schülerinnen und Schüler des Arnold-Janssen-Gymnasiums im Geschichtsunterricht beschäftigt haben. Denn solche Tendenzen gab es unter anderem in den 1920er Jahren schon einmal.

Schaufensterinstallation in der Friedensstraße

„Demokratie als Feind: Das völkische Westfalen“ – so lautet das Bildungsprojekts des Geschichtsorts „Villa ten Hompel“, dem sich das AJG angeschlossen hat. Ergebnisse ihrer Arbeit haben die Schülerinnen und Schüler des 9. Jahrgangs bereits Ende Dezember in einer Schaufensterinstallation am leerstehenden Ladenlokal in der Friedensstraße 2 eröffnet.

Seit dem Schuljahr 2019/20 beschäftigt sich die Gruppe um die Geschichtslehrer Jennifer Bußmeyer und Dennis Benthin mit lokalen Ereignissen der späten 1920er und frühen 1930er Jahre. „Es geht exemplarisch um die Mechanismen, Aktionsformen und sozialen Praktiken, mit denen rechte und völkisch-nationalistische Akteure zur Zeit der Weimarer Republik die Demokratie in Westfalen systematisch bekämpften“, sagte Timo Nahler von der Villa ten Hompel bei einem Pressetermin. Anhand von Originalquellen aus dem Rheiner Stadtarchiv erforschten die Schülerinnen und Schüler eine Reihe gewalttätiger Ereignisse in Rheine. Dort war es 1924 zu mehreren Auseinandersetzungen zwischen Anhängern des „Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold“ – einem Verband zum Schutz der Demokratie in Zeiten der Weimarer Republik – sowie des völkischen „Treubundes“ gekommen.

Fiktive Leserbriefe und Interviews

„Auf Basis eigener fiktiver Leserbriefe und Interviews setzten sich die Schülerinnen und Schüler kritisch mit den verschiedenen Perspektiven auseinander und erfuhren dabei, dass weit entfernt scheinende Ereignisse aus dem Geschichtsunterricht auch von lokaler sowie gegenwärtiger Relevanz sind“, sagte Lehrerin Bußmeyer. Die Texte wurden im Lokalteil einer für dieses Projekt erstellten historischen Zeitungsausgabe des „Westfälischen Boten“ abgedruckt und durch historische Quellen sowie ebenfalls von der Projektgruppe erstellten Übersichten zu historischen Entwicklungen der Zeit ergänzt.

Eine ursprünglich geplante Verteilung dieser Zeitungen im Rahmen der Eröffnung des Zeit-Fensters musste aufgrund der Corona-Situation abgesagt werden. Die Zeitungen sind im Kulturbüro der Gemeinde Neuenkirchen (Rathaus, Hauptstraße 39) sowie in Rheine bei Rheine.Tourismus.Veranstaltungen (Bahnhofstraße 14, Bestellung unter Telefon 05971/800650) und in der Stadtbibliothek Rheine (Matthiasstraße 37, Bestellung unter Telefon 05971-939160). Das „Zeitfenster“ an der Friedenstraße wird voraussichtlich bis Ende Januar zu sehen sein. Dort gibt es auch einen QR-Code, mit dem die Zeitung online abrufbar ist.

Münsterländische Volkszeitung

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