Langjähriger Bigband-Leiter
Clemens Gilhaus ist tot. Der engagierte AJG-Lehrer und langjährige Leiter der AJG-Bigband starb am Montag nach schwerer Krankheit im Alter von 63 Jahren. Er hinterlässt seine Frau Renate, zwei erwachsene Kinder und fünf Enkelkinder. Der Emsdettener war in seiner Kirchengemeinde Heilig Geist über Jahrzehnte aktiv, unter anderem als Organist und Chorleiter. Am Arnold-Janssen-Gymnasium unterrichtete Clemens Gilhaus Musik und katholische Religion. Nach der Oldie-Revue 2015 gab er die Leitung der Bigband ab. Nach dem laufenden Schuljahr wollte Gilhaus in den Ruhestand gehen. Mitarbeiter, Kollegium und Schulleitung am Arnold-Janssen-Gymnasium haben einen Nachruf verfasst:
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Danke, Clemens Gilhaus!
Was schreibt man über eine Persönlichkeit wie Clemens Gilhaus, der das Arnold-Janssen-Gymnasium als Mensch, als Kollege, als Religionslehrer und besonders Musiklehrer geprägt hat wie kaum ein anderer?
Vielleicht fängt man mit einem Satz an, der die Haltung, mit der Clemens Gilhaus gelebt hat, zusammenfasst. „Man braucht im Leben fünf Worte: Bitte, Danke, Guten Tag, Auf Wiedersehen und Entschuldigung.“ Den Menschen mit Würde und Respekt zu begegnen und niemanden zu blamieren, war Clemens Gilhaus wichtig. Ja vielmehr nahm er Anteil am Leben seiner Mitmenschen. Wenn eine Kollegin oder ein Kollege krank war, rief er an oder kam zu einem Besuch vorbei. Selbst in der Endphase seiner Krankheit erkundigte er sich nach dem Befinden anderer.
Clemens Gilhaus war ein besonderer Kollege. Er war sehr gern mit Menschen zusammen, war sehr kommunikativ, ja sogar weltweit vernetzt, einer der Verantwortung am Arnold-Janssen-Gymnasium übernommen hat, einer mit Vertrauen in Kinder und Jugendliche. Oft hat er nach einem Solo zu Schülern gesagt: „Das ist dein Applaus.“ Und man konnte sehen, wie die Kinder wuchsen, selbstbewusst wurden. Sie waren bereit, Verantwortung zu übernehmen und sich anzustrengen; sie konnten sich entschuldigen, wenn sie Fehler gemacht hatten.
Clemens Gilhaus war selbstbewusst, hat anderen Mut gemacht, konnte zupacken und setzte Dinge durch, die er sich vorgenommen hatte. Seit 1979 war er am AJG. Die AJG-Bigband hat er 1982 gegründet. Er hatte eine sehr klare Vorstellung davon, wie diese klingen sollte. „Wir machen keine Blasmusik, wir machen Bigband-Sound.“ Und Clemens Gilhaus war erfolgreich mit seinem Vorhaben. 2012 feierte er in der Stadthalle von Rheine das 30-jährige Bigbandjubiläum. 2015 gab er nach 33 Jahren die Leitung ab in jüngere Hände, war aber immer unterstützend im Hintergrund.
Beständigkeit und der Mut, Neues zu wagen, zeichneten Clemens Gilhaus aus. So hat er 1995 das Konzept einer Oldie Revue entwickelt und trotz vieler Bedenken auf die Bühne gebracht. Der Erfolg gab ihm recht. Seitdem wird alle vier Jahre eine solche Oldie Revue von Schülern und Lehrern des AJG aufgeführt. Der Erlös diente immer karitativen Zwecken. Clemens Gilhaus war ein Mensch der Tat. „Manchmal darf man nicht so lange fragen, sondern muss einfach machen.“ Helfen war ihm wichtig. Und er hat vielen Menschen geholfen:
- den Kindern von Unicef, für die Clemens Gilhaus spielte mit der Bigband des AJG, mit den Chören von Heilig Geist, mit mehr als 2000 Musikern auf den zwei von ihm organisierten Unicef-Musikfestivals in Emsdetten, auf Tourneen in Deutschland und Europa, sogar in den USA und Kanada.
- Kranken, Alten, Behinderten in zahlreichen Einrichtungen, die Clemens Gilhaus mit Musik überraschte und denen er Lebensfreude schenkte, zum Beispiel in Altenheimen oder für Haus Hannah.
- Menschen in Rumänien; hier organisierte er selbst mehrfach Hilfslieferungen.
- Flüchtlingen in Emsdetten, die er ganz selbstverständlich in seine Kirchengemeinde integrierte, denen er ganz praktisch half.
- Kolleginnen und Kollegen, die er auf Verabschiedungen, Hochzeiten oder Geburtstagen mit der AJG Bigband überraschte.
Clemens Gilhaus kommt vom Hof, aus Westladbergen. Er wuchs in einer kinderreichen Familie auf und wurde getragen von einem tiefen Glauben, den er lebte. Er prägte die Schulgottesdienste am AJG, holte spontan Kinder ans Mikro und übte Lieder ein, wie er es auch als Organist und Chorleiter in Emsdetten praktizierte. Er fehlte nie bei den Frühschichten, gestaltete lange Jahre Gottesdienste im Jugendliturgiekreis des AJG mit.
Bei all dem war Clemens Gilhaus ein Mensch, der gerne feierte. Seine musikalische Prägung hat er als Tanzmusiker erhalten, der auch im Sambawagen der Bundesbahn für Stimmung sorgte. Gern hätte er eine Musikkneipe in Emsdetten gegründet, am Klavier gesessen, die Quetschkommode bedient und für Stimmung gesorgt. Das konnte und liebte er. Überall schlossen ihn die Menschen in ihr Herz. Auf der Spanischen Treppe in Rom oder auf dem Platz vor Lamberti in Münster, wo er bevorzugt auftrat.
Vielen geht sein Profilbild bei WhatsApp nicht aus dem Kopf. Clemens Gilhaus mit seiner Frau Renate und seinen fünf Enkelkindern. Endlich mehr Zeit für sich und seine Familie. Darauf hat er sich sicher gefreut, kurz vor seiner Pensionierung. Wer hätte es ihm nicht gegönnt.
Clemens Gilhaus wird uns allen präsent bleiben. Für uns bleibt er ein Vorbild.
Danke, Clemens und Tschau, Tschau!
Mitarbeiter, Kollegium und Schulleitung am Arnold-Janssen-Gymnasium
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Erinnerungen eines ehemaligen Schülers und Bigband-Mitglieds an seinen Lehrer Clemens Gilhaus:
Wer den Gilhaus-Pfiff hörte, der hörte auch zu
Es ist dieser Pfiff. Kurz und laut. Jeder, der einmal in der Bigband des AJG war, jeder der bei den Benjamins gespielt hat und auch jeder, der sonst irgendwie als Schüler mit Clemens Gilhaus zu tun hatte, kennt ihn. Diesen Pfiff. Sobald Gilhaus die Finger zwischen die Lippen nahm und dieser besagte Pfiff zu hören war – und er war gut zu hören–, wussten alle Bescheid: Aufpassen! Clemens Gilhaus hat etwas Wichtiges zu sagen! Oder er hatte wichtige Aufgaben zu vergeben. Wer den Gilhaus-Pfiff hörte, der hörte auch zu.
Für die, die diesen Pfiff nicht kennen, mag es sich fast schon militärisch anhören. Doch so war es nicht. Überhaupt nicht. Denn es war die Liebe zur Musik, die Leidenschaft für neue tolle Projekte, die Freude am Umgang mit jungen Musikern, mit jungen Menschen, die Clemens Gilhaus auszeichneten. Er hat während seiner Laufbahn tausende Kinder an die Musik herangeführt. Er hat verborgene Gesangstalente und Musiker entdeckt und gefördert. Er hat Oldie- Revuen auf die Beine gestellt, die viele Abende die Stadthalle in Rheine gefüllt haben. Er hat Konzerte überall hier in der Region und Musikreisen in viele deutsche Städte aber auch ins Ausland organisiert. Sogar bis in die USA und bis nach Kanada nahm er seine jungen Leute mit. Er hat Menschen vernetzt und für Freundschaften gesorgt, die noch heute eng sind.
Clemens Gilhaus hatte den Mut, immer wieder Neues auszuprobieren. Ruhe war nicht seine größte Stärke. Er brauchte die Musik, die Termine, die Menschen um sich herum. Und er brauchte seinen Pfiff. Denn schließlich musste er teilweise mehrere hundert junge Menschen sortieren und koordinieren. Eine Leistung, vor der alle, die jemals mit ihm zu tun hatten, den Hut ziehen. Eine außergewöhnliche Leistung. Vielen Dank dafür!
Und nun werden wir den Pfiff von Clemens Gilhaus nie mehr hören. Er ist verstummt. Für immer. Aber in den Köpfen von allen, die viele tolle Momente dank der Arbeit von Clemens Gilhaus und auch seiner gesamten Familie erleben durften, bleibt er immer erhalten. Eine ganz besondere Erinnerung an einen ganz besonderen Menschen.
Thorsten Laumann
Münsterländische Volkszeitung