„Zauberpater“ Hermann Bickel ist im Alter von 82 Jahren verstorben
Mit dem näherrückenden Ende ging Pater Hermann Bickel SVD ganz sachlich, theologisch um. „Die nächste Station ist der Friedhof, das ist mir klar.“ Das sagte er im April 2018 anlässlich seines 80. Geburtstages. Angst vor dem Tod? „Nein, die habe ich nicht. Ich freue mich darauf, dass es dann losgeht. Denn das Beste kommt dann ja erst noch, das glaube ich.“ Es erfülle ihn mit Freude, gerade diese österliche Hoffnung ein Leben lang verbreitet zu haben. Jetzt ist es soweit. Zauberpater Hermann Bickel hat seinen Zauberstab für immer aus der Hand gelegt. Er verstarb am Montag im Alter von 82 Jahren.
„Gottvertrauen, Geduld, Humor.“
Wer in seinem großen E-Mail-Verteiler mit den 1.800 Kontakten war, wusste, dass es ihm zuletzt nicht gut ging. Er war krank, musste einige Operationen über sich ergehen lassen. An Pfingsten schrieb er vom Krankenbett im Steyler Altenheim in St. Wendel: „Ich würde lieber einen positiveren Zustand beschreiben. Aber Corona ist weitaus schlimmer! Meine Medizin: Gottvertrauen, Geduld, Humor. Viele Freunde, Verwandte und Mitbrüder denken an mich mit einer Kerze und beten für mich. Herzlichen Dank!“
Hermann Bickel, der Zauberpater. Dieser Name ist untrennbar mit dem Arnold-Janssen-Gymnasium und dem Missionshaus in St. Arnold verbunden. Hermann Bickel wurde am 27. April 1938 in Mesum geboren. Schon mit zehn Jahren wollte er Priester und Missionar werden und meldete sich bei den Steyler Missionaren in St. Arnold an. Wegen einer schweren Erkrankung schickte ihn der Orden aber nie in alle Welt, Bickel wurde stattdessen Pädagoge am AJG. Er kam drei Mal nach St. Arnold: 1949 wurde er Internatsschüler, machte 1957 sein Abitur. 1966 kam er als Neupriester (geweiht am 18. Dezember 1965) an die Schule. Und nach dem Studium der Theologie und Philosophie kehrte er 1977 als Lehrer für Religion und Erziehungswissenschaften zurück. 1996 übernahm das Bistum Münster das Arnold-Janssen-Gymnasium von den Steyler Missionaren, 2002 wurde Studiendirektor Bickel mit 65 Jahren als letzter Steyler im Schuldienst verabschiedet.
2008 zogen sich die Steyler Missionare aus finanziellen Gründen aus St. Arnold zurück. Pater Bickel zog zunächst ins Missionshaus St. Augustin bei Bonn, wo er in seinem Zauberhäuschen „Abraxas“, einem Gartenhaus, seine Zauberwerkstatt einrichtete. 2016 zog er dann nach St. Wendel (Saarland), dem Seniorenheim der Steyler Missionare.
„Dreimal schwarzer Pater!“
Er war der „Zauberpater“ mit dem Zauberspruch „Himmel-Hummel, Schimmel-Schummel. Dreimal schwarzer Pater!“ 1960 fiel Hermann Bickel ein Zauberbuch in die Hand – seine Leidenschaft für das Zaubern war geweckt. Noch vor seiner Priesterweihe bestand er 1965 die Aufnahmeprüfung für den „Magischen Zirkel von Deutschland“. Seitdem machte er sich bundesweit als „Zauberpater“ und Spendensammler für die Steyler Missionare einen Namen. Spenden, die während seiner Auftritte gesammelt wurden, flossen weltweit in zahlreiche Hilfsprojekte.
Im Juni 2019 verabschiedete sich Hermann Bickel nach rund 60 Jahren aus gesundheitlichen Gründen von der Bühne. Noch einmal gab es beim Klosterfest der Steyler Missionare in St. Augustin viel Applaus für den Zauberpater. Als zaubernder Ordensmann konnte Pater Bickel da auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. In über 50 Fernsehshows war er aufgetreten, Rudi Carell, Hape Kerkeling und Frank Elstner hatten ihm schon bei seinen Tricks assistiert. Der Steyler Missionar hat in Spitzen-Zeiten über 100 Auftritte jährlich absolviert, zu denen er mit seinem „Zaubermobil“, einem VW-Sharan, quer durch die Republik reiste. Über 3.000 Auftritte insgesamt hatte Hermann Bickel gezählt. 2019 erhielt er für „seinen langjährigen, unermüdlichen Einsatz für die Zauberkunst in der Öffentlichkeit“ die Goldene Ehren-Medaille des den „Magischen Zirkel Deutschland“.
In St. Wendel im Saarland lebte Hermann Bickel seit 2016. Es war sein letzter Umzug. Rund 100 Steyler lebten mit ihm in dem Seniorenheim der Missionare, 430 Kilometer von seiner Heimat St. Arnold entfernt. „Die sterben da im Dutzend billiger“, scherzte Bickel an seinem 80. Geburtstag. Das machte er bis zuletzt gerne: scherzen. Hier ein Spruch, da eine lustige Bemerkung.
„Es macht Freude, Freude zu machen“
Zauberei und Religion – das ging für Pater Bickel immer gut zusammen: „Beides hat gleiche Elemente: Freude und Staunen, Verwandlung und Veränderung. Als Priester lebe ich aus der Freude der österlichen Glaubenshoffnung. Als Zauberkünstler versuche ich, diese Freude weiterzugeben – immer nach meinem Motto: Es macht Freude, Freude zu machen. Es ist gesund, sich krankzulachen“, sagte er in seinem letzten MV-Interview im Juni 2019.
Pater Piotr Adamek, Rektor des Missionspriesterseminars in Sankt Augustin, brachte es beim letzten Auftritt des Zauberpaters auf den Punkt: „Pater Bickel hat mit seiner Zauberei einen Weg in die Herzen der Menschen gefunden. Er möchte den Menschen vor allem Freude machen – und das ist ihm in den vielen Jahren immer gelungen.“
Münsterländische Volkszeitung