„Es sind tolle Geschichten entstanden“

Ausstellung zum Projekt „Kunst und Sprache“

Der gute alte Overhead-Projektor hat lange noch nicht ausgedient! Für das Kooperationsprojekt „Kunst und Sprache“ des Arnold-Janssen-Gymnasiums (AJG) mit den Grundschulen in Neuenkirchen war dieses Gerät die beste Grundlage. Das Resultat konnte sich sehen lassen, wie die Eröffnung der Ausstellung am Donnerstag in der Villa Hecking zeigte. Es führte nicht nur die Generationen zusammen, sondern auch die Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler beider Schulformen.

Orte zum Sprechen bringen

Der Grundgedanke dieses Projekts, an dem sich seit November 2022 21 Schülerinnen und Schüler der Grundschulen unter Begleitung von Lehrerinnen und Lehrern der Deutsch- und Kunstkurse sowie Schülerinnen und Schüler der Oberstufe des AJG beteiligten, war in dem Projekttitel bereits formuliert. „Orte zum Sprechen bringen – Neuenkirchener Geschichten in neuem Licht“ nannten die Hauptverantwortlichen des AJG – Ruth Janning, Hanna Zollfrank und Tim Roßberg – das Projekt, an dem sich die Gemeinde beteiligte.
„Es sind tolle Geschichten entstanden“, lobte Bürgermeister Willi Brüning zur Eröffnung, zu der die Kinder mit ihren Eltern und Großeltern in großer Zahl gekommen waren. Denn genau die haben sie befragt und dabei viele schöne Geschichten und Orte in Neuenkirchen wiederbelebt. Zwei AJG-Schülerinnen begleiteten das Projekt ebenso. „Wir hatten viel Spaß mit den Kindern“, betonten sie.

Als „Lichtkunst“ bezeichnete Roßberg das Ergebnis und erklärte die Technik: „Mit einer Kratznadel wie bei einer Radierung haben die Kinder ihre Bilder zu den Geschichten in das schwarze Papier geritzt. Der Overhead-Projektor macht das Ergebnis sichtbar.“ Janning hat als stellvertretende Schulleiterin des AJG das Projekt bereits zum vierten Mal begleitet. „Jedes Mal sind besondere Geschichten dabei herausgekommen. Beim ersten Mal haben mich die Kinder noch gefragt, kennst du meine Mama. Jetzt fragen sie, ob ich ihre Oma kenne“, scherzte Janning und ergänzte – mit Bezug auf eine Geschichte: „Den Milchmann habe ich noch selbst erlebt.“

Geschichten werden wieder lebendig
Was es mit dem Milchmann auf sich hatte, erfuhr das Publikum durch Lotte: „Meine Großeltern haben mir erzählt, dass der Milchmann früher mit Pferd und Wagen kam. Er brachte lose Milch mit. Um das abzuholen, brauchte man Kannen. Er hatte auch noch Käse, Eier und Buttermilch dabei. Der Milchmann wusste alles. Er war die lebende Zeitung.“
Anna erzählte, dass ihre Oma in den einzigen Kindergarten ging, der von Nonnen geleitet war. „Die Nonnen waren sehr streng. Auf dem Nachhauseweg kam meine Oma beim Puppendoktor vorbei. Sie schaute ihm durch das Fenster bei der Arbeit zu“, erklärte Anna.
Mathea erfuhr von ihrem Opa eine Geschichte über ihren Ururopa, der als Spediteur mit Pferd und Wagen am Bahnhof gearbeitet hat. „Am 14. Oktober 1905 kam der erste Zug am Bahnhof in Neuenkirchen an“, hatte sich Mathea auch noch historisch informiert. So wurde auch diese längst vergessene Geschichte wieder lebendig.

Die Ausstellung war noch am Wochenende, 11. und 12. Februar, jeweils in der Zeit von 13 bis 18 Uhr zu sehen.

Münsterländische Volkszeitung, 10.02.2023

ÄHNLICHE BEITRÄGE

2023-02-14T19:51:43+01:00
Nach oben