AJG-Musical „Fame“ zeigt, was Schule kann

Schulprojekt feiert Premiere

NEUENKIRCHEN/RHEINE. Über 70 Schülerinnen und Schüler des Arnold-Janssen-Gymnasiums (AJG) standen auf der Bühne und entführten das Publikum mit großer Leidenschaft und mitreißender Energie in die Welt der legendären „High School of Performing Arts“ in New York.
Die Vorbereitungen waren enorm. Auswahl des Stücks, Casting, Proben ab April 2024, später dann mehrfach die Woche und etliche Probenwochenenden. Es hat sich gelohnt: Es wurde eine beeindruckende Darbietung, die die 600 Musicalfreunde bei der Premiere in der Stadthalle Rheine miterleben durften.

Sehnsucht nach künstlerischer Bedeutung

Die legendäre „High School of Performing Arts* ist Schauplatz des Musicals.

Bei Mr. Myers (Moritz Uphoff, M. ) lernen Marie Janning und Sofia Formoselle, eigene Erfahrungen für das Schauspiel zu verwenden.

Regisseur Martin König-Drzysla und sein Team entwickelten eine berührende, temporeiche und detailreiche Inszenierung, die sowohl das große Ganze als auch die individuellen Entwicklungen der Figuren in den Blick nahm. So etwa die der schüchternen Serena (Jette Hänsel), die ihre Gefühle für Nick Piazza (Simon Rademacher) im Song „Wir spielen Liebe“ bewegend zum Ausdruck bringt. Nick wiederum verbirgt sich hinter einer sensiblen Fassade und lässt in „Ich will sie verzaubern“ seine Sehnsucht nach echter künstlerischer Bedeutung aufscheinen. Die ehrgeizige und auf besondere Weise tragische Figur der Carmen Diaz (Norah Janning) steht sinnbildlich für das Streben nach Ruhm – und dessen Abgründe.
Über sich hinaus wächst die selbstsichere und egozentrische Tänzerin Tyra Jackson (Noémi Stroetmann), die mit Tanzeinlagen, akrobatischen Sprüngen und starkem Gesang ihre Rolle ausfüllte und ihre Schwächen in akademischen Fächern mutig angehen wollte.
Der Song „Ich seh die Kinder, mein Stolz, mein Glück“, ausdrucksstark interpretiert von Katharina Köhler als Miss Sherman, markiert schließlich den Wandel der strengen Lehrerin zur mütterlichen, empathischen Mentorin – und ist wohl der emotionale Höhepunkt des Abends.
„Nimm mich zu dir, Jesus!“ – durchaus humorvoll wirkte das Gebet von Mabel Washington (Sarah Strecke), die unter den strengen Essensvorschriften litt, die den Tänzerinnen auferlegt wurden. „Vielleicht liegt im Himmel ja ein Vanillepudding für mich bereit.“
Besonders gelungen waren auch die Szenen, die auf zwei Ebenen vergangene und gegenwärtige Handlungen darstellten – so etwa die in L.A. gescheiterte Carmen und ihr schicksalhafter Tod oder die junge Balletttänzerin (Alma Hoffmeister), die Tanzlehrerin Greta Bell als junges Mädchen darstellte.

Unzählige Proben

Überwältigend: die Ballettszenen von Mia Rickert und Louis Krömer

Nimm mich zu dir, Jesus!” – durchaus humorvoll wirkte das Gebet von Mabel Washington (Sarah Strecke)

Herausragend waren die kraftvollen und präzisen Choreografien von Anne-Kathrina Hoffmeister und Christine Adammek-Robert, die die volle emotionale Bandbreite der Figuren tänzerisch nuanciert untermalten. „Gleich zu Beginn mit dem Stück ‚Hard Work‘ zeigte sich die Herausforderung. Allein die durchgängige Musik, kombiniert mit Gesang und gleichzeitigem Tanz“, erinnert sich Hoffmeister an die unzähligen Proben. „Das war wirklich harte Arbeit.“ Ballettszenen – überwältigend zu Beginn des zweiten Akts mit Mia Rickert und Louis Krömer –, synchrone Tanzeinlagen zu Rockmusik spiegelten die große choreografische Leistung. „Das war ausgesprochen professionell gemacht“, meinte eine begeisterte Zuschauerin. „Schon etwas Broadway hier in Rheine.“
Ebenso überzeugend: das Live-Orchester unter der Leitung von Lennart Böwering. Die 14 Musikerinnen und Musiker schufen mit klarem, dynamischem Sound ein professionelles Fundament für das Bühnengeschehen.
Für die musikalische Leitung zeichnete Lennart Böwering verantwortlich, für die Gesangsleitung Heike Weber – mit hör- und spürbarem Erfolg: Die Stimmen des Ensembles beeindruckten durch Ausdrucksstärke, Bühnenpräsenz und eine bemerkenswert vielfältige stimmliche Dynamik. In leisen, verletzlichen Momenten – zum Beispiel im Lied „Bring on Tomorrow“ – ebenso souverän wie im kraftvollen und mitreißenden Titelsong „Fame“ präsentierten die Solistinnen und Solisten eine bemerkenswerte gesangliche Bandbreite.

Begeistertes Publikum

„Eine spektakuläre Umsetzung des Musicals mit vielen Gänsehautmomenten“, schwärmte Theresa Köster aus St. Arnold. Auch Thorsten Strecke aus Wettringen war ganz begeistert: „Eine wirklich überragende Leistung. Schon toll, dass eine Schule so etwas auf die Beine stellen kann.“ Maike Lammers aus Rheine sieht vor allem die Nachhaltigkeit solcher Projekte: „Eine riesige Vorarbeit ist spürbar, sonst könnte man so etwas nicht auf diesem Niveau auf die Bühne bringen. Und für alle gibt es Selbstvertrauen, das noch lange nachwirken wird.“
Diese Produktion war ein Gesamtkunstwerk aus Musik, Schauspiel, Tanz – und spürbarem Herzblut. Getragen von einem leidenschaftlichen Ensemble und einem hochengagierten Leitungsteam, wurde daraus ein echtes Bühnenereignis. Acht Jahre nach dem letzten Musical-Großprojekt „Hairspray“ hat das AJG erneut bewiesen, dass große Bühnenkunst auch im Schulkontext erlebbar ist: authentisch, lebendig – und zutiefst bewegend.
„Schau nur nach vorne“ – diese Botschaft am großen Finale werden die Darsteller sicher mit Freude beherzigen. Und die Musicalfans dankten mit stehenden Ovationen. Ein lohnenswerter Abend – und eine überwältigende Leistung dieser jungen Menschen.

Restkarten sind noch erhältlich unter www.musical.ajg.eu

Harald Lohmann für die MV,
erschienen am 20.06.2025

FOTOGALERIE
(Quelle: Harald Lohmann für die MV)

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